Giftige schlangen in Deutschland! Kompletter Überblick.

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Schlangen faszinieren. Die gleitenden, lautlosen Bewegungen, die starren Augen, das Wissen über die potentielle Gefährlichkeit ziehen an und stoßen gleichzeitig ab.

Schlangengift tötet rund 140000 Menschen pro Jahr.

In der Bibel ist das Reptil das intelligente Tier des Teufels. Ritter führten sie in ihrem Wappen – und ist nicht auf dem Symbol der Apotheker ebenfalls ein solches Exemplar abgebildet?

Doch was sind Schlangen eigentlich für Wesen? Welche Schlangen gibt es in Deutschland?

Gibt es in Deutschland überhaupt Schlangen?

Und wie viele giftige Schlangen gibt es in Deutschland?
Bildquelle: Wikimedia.org
Bildquelle: Wikimedia.org

Heimische Schlangenarten

Gibt es in Deutschland giftige Schlangen?

Von den über 3000 weltweit bekannten Schlangenarten kommen nur sieben in Deutschland vor, und zwar aus den Schlangenfamilien der Vipern und der Nattern. Eine davon, die Barrennringelnatter, wurde erst 2017 als eigene Art erkannt. Vorher wurde sie als Unterart der Ringelnatter (Natrix natrix) geführt.

Von den sieben hierzulande vertretenen Arten gehörten zwei zur Familie der Vipern und sind giftig, die anderen fünf sind Nattern und ungiftig. 

Keine der Schlangenarten kommt besonders häufig vor – von einer Schlangen plage sind wir hier weit entfernt.

Welche Schlangen in Deutschland sind giftig?

kreuzotter vipera berus
Kreuzotter; Bildquelle: Wikimedia.org
Aspisviper
Aspisviper; Bildquelle: Wikimedia.org

Mehr über giftigen Schlangen in Deutschland?

Die einzigen Giftschlangen und damit auch die giftigsten Schlangen in Deutschland gehören zu den Vipern. Es handelt sich um die Kreuzotter und die Aspisviper. Nachfolgend finden Sie giftige Schlangen in Deutschland mit Bildern.

Kreuzotter (Vipera berus)

Vipera berus ist in Deutschland relativ weit verbreitet. Sie ist für eine Schlange relativ gedrungen gebaut und wird um die 90 cm lang.

Kreuzotter
Bild: Sipa

Vipera berus ist in Deutschland relativ weit verbreitet. Sie ist für eine Schlange relativ gedrungen gebaut und wird um die 90 cm lang.

Ihr Kopf ist von oben gesehen etwa dreieckig geformt und besitzt eine charakteristische Zeichnung in Form eines ‚V’ oder ‚X’.

Die Grundfarbe ist recht variabel. Es kommen zum Beispiel schwarz, grau, blaugrau, braun, rotbraun, orangebraun, gelblichorange und olivgrün vor. 

Die Augen haben eine senkrechte Pupille in rostroter Iris. 

Auf dem Rücken hat sie ein dunkleres, zickzackförmiges Muster, das bandförmig über die ganze Länge verläuft. 

Allerdings gibt es auch einfarbige Tiere, bei denen die Zeichnung nicht zu sehen ist. Die im alpinen Raum als Bergviper bekannte schwarze Variante wurde lange für eine eigene Art gehalten, ebenso wie die Kupferotter, eine kupferfarbene Variante. 

Weibliche Exemplare sind im Durchschnitt länger als die Männchen, zudem sind die Männchen eher in Grautönen mit stärkeren Kontrasten gefärbt, die Weibchen hingegen in Brauntönen.

Vipera Berus natur
Vipera Berus; Bild: Erik Karits

Vipera berus braucht relativ viel Feuchtigkeit, daher fühlt sie sich in Mooren wohl, sie ist aber auch an Waldrändern, in Bachnähe oder auf feuchten Wiesen anzutreffen.

Im Gebirge trifft man sie bis 2500 Metern an, sie kommt sogar nördlich des Polarkreises vor.

Vipera berus kann ihre Rippen seitlich abspreizen. Dadurch kann sie Sonnenbestrahlung effizienter nutzen, um sich daran aufzuwärmen.

Kreuzottern sind tagaktiv. Wind versuchen sie zu vermeiden, bei schwülwarmem Wetter sind sie besonders aktiv.

Den Winter verbringt Vipera berus in einer Winterstarre in unterirdischen Höhlungen, oft mit anderen Reptilien zusammen.

Sie ernährt sich hauptsächlich von kleinen Säugetieren, Vögeln, Fröschen und Eidechsen.

Nachdem sie sich im Frühjahr gepaart hat, bringt das Weibchen nach ein paar Monaten 5 bis 20 Junge zur Welt, die schon voll entwickelt sind.

Bildquelle: Wikipedia.org
Bildquelle: Wikipedia.org

Trotz ihrer weiten Verbreitung ist Vipera berus durch Zerstörung ihres Lebensraums bedroht und steht innerhalb Europas unter Schutz. Vipera berus ist nicht aggressiv.

Sie ergreift im Normalfall die Flucht. Wenn sie sich bedroht fühlt oder man auf sie tritt, beißt sie.

Allerdings droht sie vorher durch Zischen und einen vorgerückten Kopf. 

Im Fall eines Bisses ist ein Arzt aufzusuchen.

Wie gefährlich ist ein Kreuzotterbiss?

Das Gift der Kreuzotter ist ein Biss aufgrund ihres geringen Giftvorrats von nur 10 bis 18 mg Trockengewicht meistens nur für Kinder und ältere Menschen gefährlich.

Aspisviper (Vipera aspis)

Die seltene Vipera aspis ist innerhalb Deutschlands nur im Südschwarzwald anzutreffen. Sie bevorzugt steinige und sonnige Hänge in Mittelgebirgsregionen. 

Sie ist wie Vipera berus eher gedrungen und wird circa 90 cm lang. 

Mögliche Farben sind braungrau, gelbgrau, hellgrau, orange bis braun und schwarz. Ihr Kopf ist dreieckig und deutlich abgesetzt vom restlichen Körper. Im Maulbereich ist er etwas aufgestülpt. 

Daran kann man die Vipera aspis eindeutig von Vipera berus unterscheiden. Auf dem Rücken hat sie eine Zeichnung aus zwei Reihen dunkler Flecken, die versetzt gegeneinander liegen und häufiger zu einem Zickzackband zusammenlaufen.

Aspisviper in Deutschland
Bildquelle: wikimedia.org

Vom Auge aus führt ein dunkles Band bis zum Hals. Das Auge hat eine senkrechte Pupille und eine gelbliche bis bräunliche Iris.

Männchen sind etwas größer als weibliche Exemplare und typischerweise ist ihre Färbung kontrastreicher. Die Vipera aspis ist von den Zähnen her solenoglyph.

Sowohl Beutespektrum als auch Vermehrung ähneln denen von Vipera berus. Auch die Vipera aspis zieht sich eher zurück, als dass sie angreift. 

Vor einem Biss ‚warnt’ sie, indem sich etwas zusammenrollt, den Vorderkörper hebt und zischt. Allerdings ist ihr Gift stärker als das von Vipera berus. 

Falls man gebissen wird, wird daher zweckmäßig mit einem Antiserum behandelt.

Die Vipera aspis ist vorwiegend tagaktiv. Starke Sonne oder Wind mag sie nicht. Ansonsten ist sie standorttreu. Den Winter verbringt sie in einer Winterstarre in unterirdischen Hohlräumen.

Weltweit ist der Bestand der Vipera aspis wohl nicht gefährdet, in Deutschland steht sie auf der roten Liste als vom Aussterben bedrohte Art.

Hauptgefahr ist der Autoverkehr und Schlangenhalter, die Wildexemplare einfangen für ihre Sammlung.

Verhalten bei giftigen Schlangen

Wie aber soll man sich nun Giftschlangen gegenüber verhalten, um Schlangenbisse wenn möglich zu vermeiden?

Wie schon erwähnt wurde, sind giftige – Schlangen, die hier vorkommen, nicht sehr angriffslustig. Ein Mensch ist auch viel zu groß, als dass er als Beutetiere interessant sein könnte.

Der sicherste Schutz ist zunächst einmal die richtige Kleidung: hohe, feste Schuhe können von einer erbosten Viper nicht so schnell durchbissen werden.

Wenn man sich in einem Bereich befindet, in dem man mit giftigen Bissen rechnen muss, hilft es, fest mit dem Fuß aufzutreten beim Gehen.

Schlangen spüren die Bodenerschütterung und nehmen dann Reißaus. Am besten tritt man nur auf Wegstellen, die man auch übersehen kann, um zu verhindern, auf eine Schlange zu treten.

Nie sollte man eine Schlange anfassen, auch wenn sie noch so tot oder schlafend aussieht.

Dies stellt für die Schlange einen Angriff dar und wird dementsprechend mit einem Biss beantwortet.

Giftige schlange

Wie erkennt man einen Schlangenbiss?

Ein Schlangenbisse erkennt man, wenn zwei oder vier, stecknadelkopfgroßen leicht blutenden Wunden zu sehen sind. Die Symptome können sehr unterschiedlich sein. Nach einem Schlangenbiss sofort einen Arzt aufzusuchen.

Wie schmerzhaft ist ein Schlangenbiss?

Der Schlangenbiss einer heimischen Kreuzotter oder Aspisviper Giftschlange ist schon schmerzhaft, aber meistens nicht lebensgefährlich. Selten kommt es zu einer lebensgefährlichen Situation aber eine sehr bedrohliche allergische Reaktion kann auch ausgelöst werden. Ein Gegengift braucht nur in wenigen Fällen verabreicht zu werden.

Schlangenbiss was tun?

Wenn es aber nun doch geschehen ist, wenn also eine Giftschlange zugebissen hat – was ist das richtige Verhalten? Was passiert wenn eine Schlange beißt?

Soll man Schlangenbiss aussaugen? Falsch ist zunächst einmal das Aussaugen – es hilft kaum und setzt nur den Patienten unter Stress.

Aufschneiden richtet ebenfalls mehr Schaden an, als es hilft. Das Schlangengift wird relativ tief unter die Haus injiziert, dementsprechend tief müsste man schneiden und damit eine starke Blutung hervorrufen und womöglich noch wesentliche Muskeln oder Nerven zerschneiden.

Wärmen oder Kühlen ist ebenfalls schlecht, da es die Durchblutung fördern kann und damit die Ausbreitung des Gifts im Körper beschleunigt.

Das oft empfohlene Abbinden ist äußerst schmerzhaft und ebenfalls nicht ohne Risiko, da das entsprechende Körperteil irgendwann abstirbt und zumindest beim Öffnen des Verbands eine große Menge Schlangengift auf einmal in den Körper flutet.

Richtig ist es, das betroffene Körperteil und möglichst den ganzen Patienten möglichst ruhig zu stellen, um die Durchblutung nicht noch anzuregen. Auch Aufregung erhöht den Puls und damit die Durchblutung.

Wenn es gefahrlos möglich ist, sollte die Schlange noch identifizierbar gemacht werden, zum Beispiel durch ein Handyfoto.

Ansonsten muss der Patient zum Arzt. Hier ist ein Notruf sinnvoll. Ärzte in entsprechenden Gegenden haben oft ein Gegenserum vorrätig.

Übrigens ist ein Gutteil der Schlangenbisse ‚trocken’, das heißt, dass kein Gift injiziert wurde, da eine Schlange nicht für beliebig viele Bisse hintereinander Gift hat.

Am giftigsten sind Exoten

Auch wenn es in Deutschland giftige Schlangen gibt: Die giftigsten Schlangen sind in wärmeren Ländern beheimatet. 

Die giftigste Schlange der Welt soll der Inland Taipan sein. Er kommt aus Australien.

Aber können diese exotische giftige Schlangen in Deutschland überleben? 

Mit einer gewissen Regelmäßigkeit werden Berichte von exotischen Schlangen publik, die irgendwo im Freien gesehen worden sind. 

Tatsächlich gibt es einige Schlangenhalter in Deutschland, durchaus auch Halter, deren Tiere giftig sind. Und wenn nun eines dieser Terrarientiere ausbricht oder gar ausgesetzt wird, kann es eine ganze Weile im Sommer hier überleben. 

Dementsprechend ist es nicht hundertprozentig sicher, dass man keiner Giftschlange wie einer Kobra oder Würgeschlange wie einer Boa in Deutschland begegnen kann.

Wenn man ein solches Tier entdeckt, sollte man sich ihm nicht nähern, sondern die Feuerwehr alarmieren.

HaustierWelt Team